Fotogrammetrie in der AV

Mit der Einführung des Zivilgesetzbuches im Jahre 1912 wurde der Startschuss für die Neuordnung und Normierung der schweizerischen amtlichen Vermessung gegeben.

Vorhandene kantonale Vermessungswerke, vor allem im den Kantonen Bern, Tessin und in der Romandie, deckten ca. 10% der anvisierten Fläche ab Priorität hatte das Mittelland, insbesondere die bebauten Flächen.

Zu erstellen war der Grundbuchplan in den Massstäben 1:500 bis 1:2'000 und der Übersichtsplan in den Massstäben 1:5'000 oder 1:10'000. In den Voralpen und im Berggebiet diente der Übersichtsplan mit eingetragenen Grundstücksgrenzen auch als Grundbuchplan.

Zur Aufnahme der Pläne standen den Geometern die Messtischmethode und die Polygonierungsmethode mit orthogonal Aufnahme zu Verfügung. Die Fotogrammetrie wurde bis zum Ende des ersten Weltkriegs 1919 nur sehr zögerlich und versuchsweise eingesetzt.

Der erste Weltkrieg brachte einen enormen technischen Entwicklungsschub und eine Änderung in den Prioritäten. Auf der technischen Seite wurden grosse Fortschritte im Flugwesen und in der Kameratechnik (Luftaufklärung) erzielt.

In der Schweizer Armee war schon seit längerer Zeit war bekannt, dass die vorhandenen Siegfriedkarten vor allem für die Bedürfnisse der Artillerie nicht mehr genügten.

Im Krieg hatte der Geologe und Major Dr. Robert Helbling imGotthard Gebiet ein Vermessungsdetachement organisiert, um mit terrestrischer Fotogrammetrie die benötigten Schiesskarten im Massstab 1:10’000 für die Gotthardfestung herzustellen. Er stellte dazu sein eigenes Instrumentarium zu Verfügung. Helbling hatte Erfolg und eröffnete nach dem Weltkrieg ein Vermessungsbüro in Flums (SG), in dem er den ersten Übersichtsplan mittels terrestrischer photogrammetrischer Vermessung erstellte. Dies brachte den Durchbruch der Fotograrnmetrie im Bereich des Übersichtsplanes der Grundbuchvermessung.

Es folgten weitere terrestrische Operate in Rossiniere (VD) und im Berner Oberland. Die Fortschritte in der Fliegerei führten jedoch dazu, dass 1926 das Operat Bilten - Niederurnen durch Geometer Bosshard in St. Gallen mit Luftaufnahmen photogrammetrisch ausgewertet und kartiert wurde. Der Erfolg führte dazu, dass die Eidgenössische Vermessungsdirektion 1929 in Zusammenarbeit mit dem Militärdepartement ein Vermessungsflugzeug beschaffte und in Dübendorf einen eigenen Flugdienst aufbaute.

Zudem erhielt die Landestopographie den Auftrag, die von privaten Geometerbüros erstellten Übersichtsplane technisch zu begleiten und zu verifizieren, mit dem Ziel, sie als Grundlage für eine neue Landeskarte einzusetzen.

In der Folge wurden alle Übereichtspläne im Voralpen und Alpenraum mit Luftaufnahmen der Vermessungsdirektion durch spezialisierte Fotogrammeterbüros erstellt und durch die Landestopographie verifiziert. Der letzte Übersichtsplan wurde in den 1990er-Jahren fertig gestellt. Die Pläne bildeten die Grundlage der neuen Landeskarte 1:25'000 Sie wurden anschliessend den Vermessungsämtern der Kantone zur Verwaltung abgegeben.